Borreliose

Leitfaden für Patienten

Borreliose: Was Patienten beachten sollten
Dr. Tobias Rupprecht, Leiter der Borreliose-Ambulanz und leitender Oberarzt der Neurologie am HELIOS Klinikum München West rät folgendes:

1. Wenn Sie im Freien waren, untersuchen Sie sich aufmerksam nach Zecken und entfernen Sie diese rasch

2. Achten Sie sorgfältig darauf, ob sich eine Wanderröte auf Ihrer Haut zeigt

3. Gehen Sie zum Arzt, wenn Sie eine Wanderröte bei sich feststellen, nächtliche Schmerzen im Rumpfbereich haben oder plötzlich untypische Symptome bei sich beobachten

4. Wird eine Borreliose aufgrund unspezifischer Symptome diagnostiziert, holen Sie sich sicherheitshalber noch eine zweite Meinung ein

5. Werden Sie aufmerksam, wenn Sie länger als zwei bis drei, maximal vier Wochen Antibiotika einnehmen sollen

6. Helfen Antibiotika nicht, ziehen Sie eine andere Erkrankung in Betracht und teilen Sie Ihren Verdacht einem Arzt mit. Rheuma beispielsweise wird oft mit Borreliose verwechselt

7. Bei schubweise auftretenden Beschwerden sollten Sie auch eine andere Diagnose in Erwägung ziehen

8. Seien Sie skeptisch bei allen Behandlungsmethoden, die Sie selbst zahlen sollen, wie beispielsweise teure Kräuter-Kuren. Fragen Sie nach Studien und Daten, welche die Wirksamkeit belegen

Aufmerksam werden muss man bei Rötungen, die größer als fünf Zentimeter im Durchmesser sind. Meist ist die Rötung kreisförmig und in ihrem Inneren etwas heller. Manchmal kann man in der Mitte zudem eine weitere Rötung an der Einstichstelle der Zecke erkennen. Aber auch bei Rötungen, die zuerst sehr klein sind und sich dann immer weiter ausdehnen, sollte man vorsichtig sein.

Doch wie kann man die Wanderröte von einem Mückenstich unterscheiden? „In den meisten Fällen juckt die Wanderröte nicht“, erklärt Rupprecht. „Sie kann zudem auch eine violette Färbung haben, kleine Bläschen beinhalten und manchmal brennen. Es kann aber auch sein, dass sie kaum zu sehen ist.“ Das Tückische sei zudem, dass die Wanderröte oft völlig unbemerkt wieder verschwinde. Wer sie als Symptom nicht wahrgenommen hat, riskiert, dass eine Borreliose nicht behandelt wird. Dann drohen dauerhafte Schäden an Organen, darunter auch das Nervensystem und Gelenken. Unklare Symptome führen oft in die Irre.

Symptome wie Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Gelenkschmerzen und -schwellungen sowie Schwäche und Unwohlsein zählen zu den atypischen Symptomen, wie Rupprecht weiß. „Diese Symptome könnten sehr viele Ursachen haben, beschreiben im Symptom-Katalog der Ärzte aber eben auch eine Borreliose. Und hier liegt die Gefahr“, erklärt der Zeckenexperte. Bluttest für eine Diagnose oft zu ungenau. Meist werde aufgrund der Symptome ein Bluttest gemacht, der borrelientypische Antikörper erkennen soll. Doch dieser sei für eine Diagnose nur bedingt geeignet, gibt Rupprecht zu bedenken. „Entweder kann der Test noch keine Antikörper feststellen, weil die Ansteckung noch zu frisch ist. Dann ist das Risiko gegeben, dass eine Borreliose nicht erkannt wird. Oder der Test entdeckt zwar Antikörper, aber diese sind nicht gegen Borrelien gerichtet. Das heißt, es wird eine Borreliose diagnostiziert, obwohl keine vorliegt.“

Bis zu 90 Prozent der Neuroborreliose-Diagnosen sind falsch. Im Zweifel stellten diese zusätzlichen Untersuchungen eine wichtige Unterstützung für die richtige Diagnose dar, ist sich Rupprecht sicher und verweist in diesem Zusammenhang auf eine Neuroborreliose-Untersuchung des Robert-Koch-Institutes (RKI) von 2010. Diese habe gezeigt, dass bei 100 Neuroborreliose-Meldungen tatsächlich nur zehn Personen wirklich betroffen waren. Bei den anderen 90 Personen sei die Diagnose falsch gewesen. „Es sollte uns zu denken geben, dass die Gefahr einer falschen Diagnose so groß ist“, sagt der Zeckenexperte. „Meine Berufspraxis zeigt mir tagtäglich, dass die Anzahl der Fehldiagnosen auch aktuell immer noch sehr hoch ist.“ Das Risiko dabei sei, dass bei einer falschen Diagnose eine Behandlung erfolge, die mehr schade als nutze, betont Rupprecht.

Dr. Tobias Rupprecht, Leiter der Borreliose-Ambulanz und leitender Oberarzt der Neurologie am HELIOS Klinikum München West

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